Nachhaltige Quartiere

Nachhaltige Quartiere

Quartiere sind alltäglicher Lebens- und städtebaulicher Handlungsraum. Hier erweisen sich die ökologischen, sozialen, ökonomischen und kulturellen Qualitäten unserer Städte und Dörfer. Strukturen und Prozesse prägen die Entfaltungsmöglichkeiten und Lebensqualität der Menschen, die in den Quartieren leben. Somit steht die Entwicklung unserer Quartiere in einem Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen Werten und individuellen Anforderungen. Eine nachhaltige Ausrichtung von neuen Quartieren muss sich an folgenden Zielen orientieren:

  • Ökologische Verträglichkeit
  • Soziale Gebrauchsfähigkeit
  • Ökonomische Tragfähigkeit

Die bislang „auf den Markt geworfenen“ Neubaugebiete im ländlichen Raum sind jedoch oftmals weit davon entfernt, nachhaltige Strukturen aufzubauen und im gesellschaftlichen Leben zu implementieren. Durch das Gebäudeenergiegesetz (GEG) sind zwar bestimmte Energiestandards bei Neubauten vorgegeben, darüber hinaus finden aber in den seltensten Neubaugebieten Kriterien einer nachhaltigen Entwicklung Berücksichtigung. Losgelöst von bestehenden Baukulturen und Siedlungsformen umschwirren die Neubaugebiete im ländlichen Raum wie Satelliten die alten Kerne der Ortschaften. Oftmals fehlt neben dem räumlichen Bezug auch die für eine nachhaltige Entwicklung dringend benötigten Bezüge zum sozialen Leben im Ort. Die Fixierung auf das freistehende Einfamilienhaus führen zu hohen Flächenverbräuchen und spiegeln nicht die differenzierten Wohnformen wieder, die eine moderne Gesellschaft nachfragt und braucht.

Auch bei der Ausweisung von Gewerbegebieten spielen Kriterien der Nachhaltigkeit bislang kaum eine Rolle. Gerade im landschaftlich reizvollen Raum der Eifel nehmen sich die Gewerbegebiete oft wie Fremdkörper in der Landschaft aus. Kriterien wie eine effektive Raumnutzung, Einbindung in die Landschaft, Durchgrünung, Wasserhaltung, Vorkehrungen für Klimafolgenanpassungsmaßnahmen etc. treten oftmals in den Hintergrund, wenn es um die schnelle Bereitstellung von gewerblichem Bauland geht. Die Ansätze für nachhaltige Gewerbegebiete sind dabei so unterschiedlich wie die Herausforderungen an dem jeweiligen Standort: Von der Sanierung von Altlasten über den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien bis hin zur Förderung sozialer Aspekte wie einer besseren Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr oder der Einrichtung von Kinderbetreuungen. Mit einer nachhaltigen Gestaltung von bestehenden und zukünftigen Gewerbegebieten können die Städte und Gemeinden nicht nur zum Flächenschutz beitragen, sondern auch zur Klimaanpassung, beispielsweise durch Entsiegelungsmaßnahmen für Hochwasserschutz oder Begrünungsmaßnahmen gegen Hitze. Wie geht Gewerbe im ländlichen Raum? Immer nur in neuen Gewerbegebiten im Außenbereich, oder kann es auch ein innovatives Leben und Arbeiten im Dorf geben?

In dem Projekt „Nachhaltige Quartiere im Kreis Euskirchen“ sind in Zusammenarbeit mit dem Institut für Städtebau der RWTH Aachen modellhaft jeweils zwei Baugebiete für Wohnen und eins für Arbeiten und Wohnen unter den Aspekten der Nachhaltigkeit im ländlich geprägten Raum von Masterstudenten und Masterstudentinnen beplant worden. Anhand der Modellplanungen wurden Beispiele erarbeitet, wie zukünftig neue Baugebiete, wenn erforderlich, nachhaltig und weitestgehend klimaneutral im ländlichen Raum umgesetzt werden können. Ein ergänzender Planungsleifaden gibt Tipps und Ideen für ein nachhaltiges Planen und Bauen, sowohl für Kommunen und Planungsbüros als auch für die Bürger und Bürgerinnen.