Dem Fachkräftemangel in der Pflege entgegentreten – ein Kreisprojekt
Wer schon einmal selbst versucht hat, einen pflegebedürftigen Angehörigen gut und sicher unterzubringen, weiß, wie herausfordernd dies aufgrund der aktuellen Situation in den Pflegeheimen sein kann. Auch planbare Eingriffe in Krankenhäusern haben mitunter längere Wartezeiten, da kein ausreichendes Personal verfügbar ist.
Um Schließungen oder Teilschließungen von Einrichtungen oder Krankenpflegestationen zu vermeiden und für die Kreisbevölkerung sowohl die Versorgungsvielfalt, als auch Versorgungssicherheit zu gewährleisten, beschreiten der Kreis Euskirchen und fünf Einrichtungen aus dem Akut- und Altenpflegebereich einen neuen, gemeinsamen Weg.
Die kommunale Pflegeplanung des Kreises Euskirchen weist einen stark steigenden Personalbedarf aus. Bis 2040 werden voraussichtlich etwa 1340 Altenpflegekräfte im Kreisgebiet fehlen, ähnliche Zahlen sind auch im Bereich der Krankenpflege zu erwarten. Der demografische Wandel ist einer der Gründe und verschärft die Problematik von zwei Seiten, da eine stetig steigende Anzahl von Pflegebedürftigen einer stetig sinkenden Zahl an aktiven und qualifizierten Pflegefachkräften gegenübersteht.
Schon heute ist der Bedarf an qualifiziertem Pflegepersonal aus Reihen der eigenen Kreisbevölkerung kaum noch zu decken, was eine zunehmende Herausforderung für die Einrichtungen darstellt.
Die Rekrutierung von Menschen mit einer qualifizierten Pflegeausbildung aus dem Ausland stellt einen Teil der Lösung dar.
Aus diesem Grund startete der Kreis Euskirchen im Oktober 2023 das Projekt zur „Anwerbung von Pflegefachkräften aus Drittstaaten“. Gemeinsam mit dem Kreiskrankenhaus Mechernich, dem Marien-Hospital Euskirchen sowie drei Altenpflegeeinrichtungen (Stiftung Evangelisches Alten- u. Pflegeheim, Gemünd; Marienborn/ Stiftung der Cellitinnen, Zülpich; Seniorenhaus Marienheim Bad Münstereifel) hat sich der Kreis aufgemacht, dem Fachkräftemangel in der Pflege zu begegnen.
Nach dem für alle Beteiligten aufregenden Bewerbungsverfahren, bereiten sich nun 33 junge, qualifizierte Pflegefachkräfte aus Indien auf Ihr neues Leben in Deutschland vor. Hierzu gehören neben dem Spracherwerb auch die Vorbereitung der notwendigen Dokumente für die komplizierten Berufsanerkennungs- und Visa- Verfahren in Deutschland.
Die Bewerber werden bei jedem Schritt durch zwei unter dem Label „Faire Anwerbung“ geprüfte Agenturen (Care with Care, Berlin; Deutsche Fachkräfteagentur für Gesundheits- und Pflegeberufe, Saarbrücken) unterstützt und begleitet.
Sie werden zunächst als Pflegefachassistenten einreisen, ihre Deutschkenntnisse in weiteren Sprachkursen verbessern und in einem Kenntnislehrgang ihr im Ausland erworbenes Pflegefachwissen an die deutsche Ausbildung angleichen. Abschließend werden alle Kandidaten eine Prüfung ablegen, die mit der Berufsanerkennung endet.
Die neuen Pflegekräfte werden während des gesamten Prozesses sowohl beruflich, als auch sozial von den Agenturen, dem Personal der Einrichtungen und dem Kreis bei ihrer Integration unterstützt.
Auch die bestehenden Belegschaften der Einrichtungen werden auf die Herausforderungen, die eine Integration von Kollegen aus einem anderen Kulturkreis mit sich bringen kann, vorbereitet.
Wir freuen uns darauf, schon bald neue Pflegekräfte mit vielfältigen beruflichen Erfahrungen und großer Motivation in unserem Kreis als neue Kollegen und Nachbarn zu begrüßen!