Das Kreis-Gesundheitsamt hat tierische Verstärkung bekommen: Ein Maulwurf mit dem schönen Namen „Plumbi“ komplettiert die neue Fachstelle für Umweltmedizin. Plumbi trägt ein grünes T-Shirt, eine blaue Latzhose, auf dem Kopf hat er einen gelben Helm mit Stirnleuchte, in einer Pfote trägt er eine Schaufel, in der anderen eine Grubenlampe. Klar, Plumbi lebt unter Tage, wie es sich für einen richtigen Maulwurf gehört. Genauer gesagt lebt er in den alten Bergwerksstollen von Mechernich. Und hier passt er auf die kleinen frechen Blei-Geister auf…
„Plumbi“ stammt aus der Feder von Stephanie Trutwin-Bornhöft. Die Amtsapothekerin hat großes kreatives Talent und den freundlichen Maulwurf für eine kindgerechte Geschichte rund um das Thema Bleivorsorge entworfen. Kombiniert mit den Texten von Monika Küppers, Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes, und Kinderbuchautorin Kerstin Rottland, ist ein Bilderbuch zum Vorlesen für Kinder im Kita-Alter entstanden. Nach den Sommerferien wird „Plumbi“ seine Reise durch die KiTas der bleibelasteten Gemeinden antreten und mit Hilfe der Fachstelle Umweltmedizin den Kindern seine Geschichte vom Blei erzählen. „Plumbi“ geht sozusagen auf Tournee.
„Der Maulwurf ist unser neues Maskottchen“, freut sich Christian Ramolla, der Leiter des Gesundheitsamtes. „In der Fachstelle für Umweltmedizin beschäftigen wir uns schwerpunktmäßig mit Blei und anderen Umweltbelastungen, wobei Aufklärung und Vorsorge im Vordergrund stehen. Insbesondere der industrielle Abbau des Bleierzes im Bereich Mechernich und Kall, der über viele Jahrhunderte praktiziert wurde, hat ja bekanntlich zu einer weitreichenden Verunreinigung der Böden und Fließgewässer mit dem Schwermetall geführt. In der Vergangenheit hat dies immer wieder zu Verunsicherungen und Diskussionen in der Bevölkerung und Politik geführt.“
Zuletzt wurden in den Jahren 2019 bis 2020 umfassende Untersuchungen der Blutbleispiegel der Bevölkerung in den betroffenen Kommunen durchgeführt. Ergebnis: Bei ca. 15 % der Kinder und Jugendlichen lag die Blutbleispiegel über dem bundesweiten Referenzwert.
Bleibelastung
Begleitet wurden diese Blutuntersuchungen durch Befragungen der Teilnehmer zu ihren Lebensgewohnheiten. Blei ist ein in der Umwelt weit verbreitetes Schwermetall, das in unserer industrialisierten Welt durchaus auch ohne eine geogene Belastung in den menschlichen Körper gelangen kann, beispielsweise durch den beruflichen oder hobbymäßigen Kontakt zu bleihaltiger Munition (Jäger, Sportschützen), als auch vornehmlich durch Nahrungsmittel. Ein Zusammenhang der Blutbleispiegel mit der erhöhten Boden-Bleibelastung in den betroffenen Regionen konnte jedoch nicht ausgeschlossen werden. Daher wurden aufgrund der erhöhten Blutbleispiegel bei Kindern umfangreiche Bodenuntersuchungen auf öffentlichen Kinderspielplätzen in Mechernich und Kall durchgeführt. Flächen, die erhöhte Bleibelastungen aufwiesen, wurden oder werden derzeit noch saniert.
Um die hinreichende Aufklärung der Bevölkerung im Hinblick auf die Bleibelastung zu gewährleisten und um das Bewusstsein für das geogene Bleivorkommen in den ehemaligen Bergbaugebieten zu schärfen, wurde im Oktober 2022 die Fachstelle für Umweltmedizin des Gesundheitsamtes des Kreises Euskirchen geschaffen, die sich seit Beginn ihrer Arbeit in erster Priorität mit dem Thema Blei beschäftigt. Im Fokus der Umweltmedizin steht die Prävention und Aufklärung im Hinblick auf gesundheitsschädliche Umwelteinflüsse. Dazu wurde u.a. in kurzer Zeit ein Netzwerk zu den Kitas und Tageseltern aufgebaut und eine Fortbildungsveranstaltung für Ärzte organisiert. Und „Plumbi“ spielt in diesem Zusammenhang auch eine wichtige Rolle. In dem Büchlein wird den Kindern spielerisch vermittelt, worauf sie beim Spielen im Freien in bleibelasteten Regionen achten sollten und wie man durch den Bau von Hochbeeten trotz der Belastung des Bodens mit Blei im eigenen Garten Gemüse anbauen kann. Jedes Kita-Kind erhält demnächst von „Plumbi“ eine Urkunde und natürlich auch sein Buch. Für das kommende Jahr ist geplant, die Grund- und weiterführenden Schulen in „Plumbis“ Reise einzubeziehen.
„Die Arbeit der Fachstelle Umweltmedizin ist aber natürlich nicht auf die Bleithematik beschränkt“, betont Katja Ziemann, die im Team für die Koordination und die toxikologische Beratung zuständig ist. „Neben möglichen Umweltbelastungen durch andere Schwermetalle und weitere chemische Stoffe wie Pestizide, Asbest, Luftschadstoffe etc. befasst sich die Umweltmedizin auch mit biologischen Organismen, die eine Gefahr für die Gesundheit darstellen können, beispielsweise Schimmelpilze, Blüten- und Gräserpollen, Zecken, Mücken und andere tierische Krankheitsüberträger. Außerdem gehört zur Umweltmedizin ebenfalls die Prävention und Aufklärung hinsichtlich potentieller Vergiftungen durch Pflanzen und Pilze.“
Ein weiteres großes Themenfeld der Umweltmedizin werde in den kommenden Jahren mit steigender Priorität der Klimawandel und seine Folgen auf die menschliche Gesundheit sein, „hier insbesondere die gesundheitsschädigenden Auswirkungen durch häufigere und längere Hitzeperioden und das Auftreten von neuartigen Infektionen, die in unsere Breiten eingeschleppt werden und sich im Zuge des Klimawandels etablieren könnten“, so Katja Ziemann.
Sprechstunde und Team
Die Fachstelle Umweltmedizin bietet seit August 2023 jeden Dienstag von 13 bis 16 Uhr eine umweltmedizinische Beratung im Gesundheitsamt (Kreishaus Jülicher Ring) an. Termine können unter umweltmedizin@kreis-euskirchen.de vereinbart werden.
Die Fachstelle besteht aus derzeit fünf Mitarbeitenden, die Fachkompetenzen im Bereich Medizin und Toxikologie aufweisen: die Amtsärztin Kerstin Paul, unterstützt von der Sozialmedizinischen Assistenz durch Alina Heimbach und Monika Küppers, Britta Neumann für das Labor und Katja Ziemann für die Koordination und toxikologische Beratung - und selbstverständlich „Plumbi“, der Maulwurf!
FOTO: Geschäftsbereichsleiterin Birgit Wonneberger-Wrede (links), Landrat Markus Ramers (2.v.l.) und Gesundheitsamtsleiter Christian Ramolla (rechts) mit den Kolleginnen der neuen Fachstelle Umweltmedizin: (v.l.) Katja Ziemann, Britta Neumann, Kerstin Paul und (vorne) Alina Heimbach (mit "Plumbi"). Fotos: W. Andres