Im Zuge der Fachkräfteoffensive richtet der Kreis Euskirchen den Blick auch auf den Pflegesektor. Dass hier in ganz Deutschland Handlungsbedarf steht, ist unstrittig. Gute Pflegekräfte sind überall gefragt, um den Bedarf zu decken. Und angesichts einer weiter alternden Bevölkerung haben Pflegekräfte auch in Zukunft beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Das gilt auch für Wiedereinsteiger, die zum Beispiel nach einer Familienphase wieder einsteigen wollen. Daher bietet der Kreis Euskirchen jetzt ein "Speed Dating" an für alle Berufsrückkehrerinnen und -rückkehrer sowie generell für alle, die Interesse an diesem Beruf haben: Samstag, 22. April, 10 bis 13 Uhr in den Sitzungssälen des Kreishauses Euskirchen (Jülicher Ring 32). Rund 20 Arbeitgeber aus verschiedenen Bereichen der Pflege stehen für Informationsgespräche zur Verfügung und haben auch Jobangebote im Gepäck. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich - einfach vorbeikommen, unverbindlich informieren und ins Gespräch kommen!
Im Jahr 2040 werden im Kreis Euskirchen 67 Prozent mehr 70- bis 79-Jährige leben und 43 Prozent mehr über 80-Jährige. Von diesen Zahlen geht die Kommunale Pflegeplanung des Kreises aus. "Das bedeutet, dass wir 1.330 Pflegekräfte mehr benötigen als heute, um den jetzigen Pflegestandard zu halten", betont Birgit Wonneberger-Wrede, Geschäftsbereichsleiterin Soziales und Gesundheit beim Kreis Euskirchen. Aktuell herrscht jedoch, wie in vielen anderen Bereichen auch, akuter Fachkräftemangel in der Pflege. Einer der Gründe dafür ist nach Ansicht der Experten, die Tatsache, dass ausgebildete Pflegekräfte durchschnittlich nur etwa acht Jahre in ihrem Beruf bleiben. Aktuelle Studien sehen jedoch laut Kreis ein Potential von deutschlandweit rund 300.000 Fachkräften, die potentiell in den Pflegesektor zurückkehren könnten, wenn die Bedingungen stimmen.
"Insgesamt hat sich die Situation für in der Pflege Tätige in den letzten Jahren verbessert«, sagt Wonneberger-Wrede. Beispielsweise müsse heute eine tarifangeglichene Vergütung gezahlt werden. "Ein weiterer Grund für den Ausstieg aus em Pflegeberuf kann auch sein, dass man viele Jahre immer nur das gleiche macht. Heute gibt es jedoch viele Möglichkeiten sich weiterzubilden und neue Schwerpunkte zu setzen, das gilt auch für Teilzeitkräfte«, sagt Malte Duisberg, Geschäftsführer der Stiftung Evangelisches Alten- und Pflegeheim Gemünd (EvA). Das System sei lange nicht mehr so starr, wie es früher der Fall war, auch in puncto Arbeitszeiten. Wichtig sei es, die Arbeit auf viele Schultern zu verteilen, so Duisberg.
Elisabeth Nosbers, Bereichsleiterin Gesundheit und Pflege bei der Caritas Eifel, weiß, dass der Pflegeberuf in der mobilen Versorgung anstrengend sein kann, aber es gebe auch Vorzüge. "Man erlebt so viel Dankbarkeit in diesem Beruf und es ist auch viel Eigenverantwortlichkeit gefragt und erlaubt."
"Der Grund, warum Menschen in die Pflege gegangen sind, kann auch der Grund sein, warum sie wieder einsteigen", betont Inge Garbes, Pflegefachkraft und Mitarbeiterin des Zentralen Informationsbüros Pflege im Kreis Euskirchen. Auch Uwe Klein, Abteilungsleiter Soziales beim Kreis Euskirchen ist optimistisch. "Befragungen haben ergeben, dass sich 60 Prozent der ehemaligen Pflegekräfte eine Rückkehr in den Beruf vorstellen können. Ich bin gespannt wie viele Menschen zur Speed-Dating am 22. April kommen werden."
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Sie stellten die Aktion "Gib Pflege eine (zweite) Chance, kommt (zurück) zu uns ins Team" vor (v.li.): Uwe Klein (Abteilungsleiter Soziales Kreis Euskirchen), Inge Garbes (Zentrales Informationsbüro Pflege), Birgit Wonneberger-Wrede (Geschäftsbereichsleiterin Soziales und Gesundheit), Elisabeth Nosbers (Caritas Eifel) und Malte Duisberg (EvA Gemünd). Foto: F. Scholl