Jährlich sterben etwa 3000 Menschen im Straßenverkehr. Etwa fünfmal so viele Menschen, nämlich 10.000 bis 20.000 Patienten, versterben jährlich im Krankenhaus an einer sogenannten nosokomialen Infektion. Hierbei handelt es sich um eine akute Erkrankung, die sich Patienten während ihres Aufenthalts in einer medizinischen Einrichtung oder bei einer ambulant durchgeführten medizinischen Behandlung bzw. pflegerischen Maßnahme zuziehen. Diese Zahl zu senken, und insbesondere auch der Entwicklung multiresistenter Keime entgegenzuwirken, hat sich das mre-netz regio rhein-ahr zur Aufgabe gemacht. Der Kreis Euskirchen ist ebenfalls Mitglied dieser Initiative. Die Zertifikatsübergabe der Hygiene-Siegel an die hiesigen Krankenhäuser fand kürzlich am Universitätsklinikum Bonn statt und wurde vom mre-netz ausgerichtet.
Das mre-netz regio rhein-ahr ist ein seit 14 Jahren bestehendes Netzwerk, das die Koordination und Harmonisierung des infektionshygienischen Managements multiresistenter Erreger und anderer Infektionserkrankungen zur Aufgabe hat. Es besteht Bundesland übergreifend aus zehn Mitgliedern. Diese Mitglieder sind Kreise und kreisfreie Städte in der Region Rhein-Ahr, zu denen als jüngstes Mitglied auch der Kreis Euskirchen seit dem Jahreswechsel 2022/2023 zählt. Zuvor waren die Krankenhäuser im Kreis Euskirchen zusammen mit dem Gesundheitsamt bereits seit 14 Jahren im EuPrevent MRE-Netzwerk aktiv.
Zur feierlichen Zertifikatsübergabe wurde als Ehrengast Dr. med. Johannes Nießen, kommissarischer Leiter der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und Errichtungsbeauftragter des neuen Bundesinstituts für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM), eingeladen. Er betonte in seinem Vortrag die Wichtigkeit von Aufklärung, regelmäßigem Austausch und auch einer gewissen Standardisierung, um Präventionsmaßnahmen zu stärken. Den MRE (multiresistente Erreger)-Netzwerken komme dabei eine besondere Rolle im Rahmen der Vernetzung des Infektionsschutzes zu. Weiterhin stellte er das neue BIPAM vor, dessen Aufgabe vor allem die Prävention nicht-übertragbarer Erkrankungen wie Adipositas und Diabetes mellitus sein wird.
Im Rahmen der Veranstaltung wurde die aktuelle Siegelperiode, die eine vierjährige Laufzeit aufwies, nochmal reflektiert. Im Rahmen des Prozesses zur Erreichung des Siegels wurden verschiedene Themen aus den Bereichen Hygiene und Infektionsprävention bearbeitet.
Besonderes Augenmerk wurde hierbei insbesondere auf die Tätigkeiten in einem Krankenhaus gelegt, die zu den häufigsten Krankenhausinfektionen führen können. Dies sind insbesondere Wundinfektionen nach Operationen, Atemwegs- und Harnwegsinfektionen sowie Blutvergiftungen (Sepsis).
Aber auch der Umgang mit Patienten, die Träger von multiresistenten Erregern sind sowie das Management von Antibiotikatherapien (Antibiotic Stewardship) wurden behandelt. Weiterhin wurden den Siegelteilnehmern einmal jährlich im Rahmen einer gemeinsamen Fortbildungsveranstaltung aktuelle einschlägige Themen präsentiert. Beispielsweise gelang mit der Darstellung der Zusammenhänge von Mensch, Tier und Umwelt (One Health) im Kontext multiresistenter Erreger ein Blick über den Tellerrand der klassischen Krankenhaushygiene.
Trotz der COVID-19 Pandemie konnten insgesamt 82 Krankenhäuser im Netzwerkgebiet den Siegelungsprozess erfolgreich durchlaufen. Auch das Krankenhaus Mechernich, das Krankenhaus Schleiden und das Marien-Hospital Euskirchen aus dem Kreis Euskirchen wurden mit dem Hygiene-Zertifikat ausgezeichnet.
Foto: Prof. Nico Mutters und Dr. Anna Schwabe überreichen den Hygienebeauftragten der Krankenhäuser Euskirchen, Mechernich und Schleiden im Beisein von Vertretern des Gesundheitsamtes die Zertifikate. Foto: A. Winkler / Uniklinik Bonn