In den kommenden zehn Jahren geht rund ein Viertel der Arbeitskräfte im Kreis Euskirchen in den Ruhestand. Wenn man die Zahl der Schulabgänger in diesem Zeitraum betrachtet, dann ist klar, dass eine große Lücke bleiben wird. Die angehenden Ruheständler werden nicht durch die jungen Nachwuchskräfte ersetzt werden können.
„Der Arbeits- und Fachkräftemangel ist jetzt schon eine echte Entwicklungsbremse“, sagte Landrat Markus Ramers beim „Gipfeltreffen“ zur Fachkräfteoffensive im Kreishaus. Der Landrat hatte zahlreiche Akteure zu einem „Runden Tisch“ eingeladen, um die Situation gemeinsam zu analysieren, Kräfte zu bündeln und nach innovativen Wegen zu suchen, um die Auswirkungen zu begrenzen. „Wir stehen vor großen Herausforderungen. Wie soll beispielsweise die Mobilitätswende geschafft werden, wenn keine Busfahrer da sind? Wie soll die Energiewende bewältigt werden, wenn keine Handwerker da sind, die die Wärmepumpen einbauen oder die Photovoltaikmodule auf die Dächer bringen? Wer kümmert sich um die alten Menschen, wenn zu wenig Pflegekräfte in den Heimen arbeiten?“
Die Analyse des Problems ist eindeutig und unstrittig. „Wir haben ein Mengenproblem“, sagte Landrat Markus Ramers. Und ebenso klar war den Teilnehmenden, dass es keinen Königsweg zur Bewältigung dieser Krise gibt. Ralf Holtkötter als Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit brachte es auf den Punkt: „Wir werden viele verschiedene Schritte machen müssen, um punktuell Erfolg zu haben.“ Konsens war auch, dass die neue Situation auch neue und kreative Maßnahmen fordert.
Beispiel: Immer noch strebt ein Großteil der Schülerinnen und Schüler ein Studium an – ohne sich im Vorfeld auch nur im Ansatz Gedanken über einen klassischen Ausbildungsgang zu machen. Tatsache ist aber auch, dass ein Drittel das Studium wieder abbricht. Daher müsse es das Ziel sein, so früh wie möglich an den Gymnasien und Gesamtschulen in die Berufsorientierung einsteigen, um alternative und attraktive Wege neben einem Studium aufzuzeigen.
Punktgenaue Vermittlung, persönliche Beratung und Begleitung sowie moderne digitale Angebote: Dies könnten einige der Maßnahmen sein, um das „Mengenproblem“ nicht ausufern zu lassen. „Darüber hinaus werden wir aber die Unternehmen auch darauf vorbereiten müssen, dass sie die gleiche Arbeit in Zukunft mit weniger Personal bewältigen und dabei - wo immer möglich - auch digitale Alternativen einsetzen“, resümiert Michael Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen.
In einer offenen Diskussionsrunde beleuchteten die Teilnehmenden das Problem aus vielerlei Blickwinkeln. So nutzten die „Region Aachen“ und die Kreisverwaltung die Gelegenheit, ihre bisherigen Initiativen wie Berufs- und Karrieremessen vorzustellen.
Fazit von Landrat Markus Ramers: „Natürlich lässt sich der Arbeits- und Fachkräftemangel nicht in dieser einen Diskussionsrunde klären. Aber der Austausch war doch für alle Beteiligten gewinnbringend. Wir werden im Nachgang nun ein Format entwickeln, damit wir alle im Austausch bleiben, uns besser vernetzen und konkret auch einzelne Maßnahmen etablieren.“
Teilnehmer des Runden Tisches „Fachkräfteoffensive“:
- Agentur für Arbeit Brühl
- Industrie- und Handelskammer Aachen
- Handwerkskammer Aachen
- Einzelhandelsverband Bonn Rhein-Sieg Euskirchen
- Handelsverband NRW Aachen-Düren-Köln
- Zweckverband Region Aachen
- Jobcenter EU-aktiv
- DEHOGA Nordrhein
- Nordeifel Tourismus GmbH
- Berufsbildungszentrum Euskirchen
- Berufskolleg Eifel Kall
- Thomas-Eßer-Berufskolleg Euskirchen
- Deutscher Gewerkschaftsbund Region NRW Süd-West
- Kreisverwaltung Euskirchen
FOTO: Der Arbeits- und Fachkräftemangel ist in vielen Branchen angekommen. Über Möglichkeiten, wie man mit dieser Herausforderung umgehen kann, diskutierte ein hochkarätig besetztes Gremium jetzt im Kreishaus. Foto: W. Andres / Kreisverwaltung