„…dann gab es in meinem Land einen Krieg, und ich war gezwungen, das Leben meiner Kinder zu retten. Ich weiß, was Schmerz, Zerstörung und der Verlust geliebter Menschen bedeuten, aber ich weiß auch, was Licht, Liebe, Mitgefühl und Hilfe sind.“ Das sagt Olga Yankovska, die vor rund zwei Jahren mit ihren fünf Kindern vor dem russischen Angriffskrieg aus der ukrainischen Heimat floh und momentan in einer Unterkunft in Bad Münstereifel lebt. Im Kaller “Haus der Begegnung” hat sie ein gut dreimonatiges Kunstprojekt für Menschen mit ebenfalls Flucht- oder Einwanderungsgeschichte geleitet – mit ganz erstaunlichen Ergebnissen. Dabei, so die Künstlerin, sei es nicht vorrangig um die Ergebnisse, sondern vor allem um den Prozess gegangen: „Beim Malen können wir unsere Seele öffnen und das Licht in uns selbst entdecken“, beschreibt sie dies und ergänzt: „Das hilft uns zu verarbeiten, was wir erlebt haben.“
Acht Teilnehmende haben so seit Juli zu den Themen „Meine innere Welt“, „Natur“ und „Tiere“ unter ihrer Anleitung gearbeitet. Sie kommen aus verschiedenen Orten, sind unterschiedlichen Alters und Geschlechts. Allen gemeinsam ist die Flucht vor dem Krieg in der Ukraine – und die Freude, die sie am Malen gefunden haben. „Viele waren sich zu Beginn sicher, nicht malen zu können“, berichtet Olga Yankowska und blickt auf die entstandenen Kunstwerke, die ganz offensichtlich das Gegenteil beweisen. „Die Menschen haben nach dem inneren Licht Ausschau gehalten und konnten durch die Bilder ihre Emotionen ausdrücken.“
Olena Fast ist angestellt beim Caritasverband Euskirchen und für das Kommunale Integrationsmanagement (KIM) des Kreises Euskirchen tätig als „Case-Managerin“ – also Einzelfallunterstützerin. In diesem Rahmen lernte sie Olga Yankovska kennen, von der sie sagt, dass die Künstlerin „nur so sprudelt vor Plänen und schönen Ideen“. In Kooperation mit Leonie Stadler vom Kreis Euskirchen entstand so das Kunstprojekt, das mit dem “Haus der Begegnung” auch die optimale Räumlichkeit fand: „Der Name könnte passender nicht sein“, findet Leonie Stadler, „wir sind froh, solche Orte für unsere Veranstaltungen auch außerhalb von Euskirchen zu haben.“ Die Teilnehmenden hätten im “Haus der Begegnung” einen geschützten Raum zur Selbstreflexion gefunden. In den insgesamt 14 Treffen à drei Stunden sei weit mehr entstanden als Kunst: „Die Teilnehmenden stärken sich gegenseitig, und die Verbindungen werden sicher über das Projekt hinaus Bestand haben.“
Die Werke aus dem Kunstprojekt werden im Zeitraum 18. bis 29. November 2024 in einer Ausstellung im Euskirchener Kreishaus zu sehen sein.
Foto: Case-Managerin Olena Fast (v.l.) und Dozentin Olga Yankovska mit den Teilnehmenden des Kunstprojekts. Foto: Alice Gempfer / Gemeinde Kall